Das war unsere

Frankreichtour vom 28.02.03 bis zum 09.03.2003

 

Freitag, 28. Februar

Pünktlich kurz nach 14:00 Uhr, wie vereinbart, trudelt Horst mit seiner BMW K100 bei mir ein.
 

 
Es ist trocken, ungefähr 10 °C hat´s, der Himmel zeigt sich freundlich, wir starten westwärts, suchen die Autobahn, da wir bis zum Einbruch der Dunkelheit in Freiburg sein wollen. Bei Karlsruhe schleicht sich ein Fehler beim Wechsel der AB ein, der uns 40km Umweg beschert. Kurz nach 19:00 Uhr - inzwischen ist es doch dunkel geworden - treffen wir beim Garni-Hotel "Bischofslinde" in Freiburg im Breisgau ein. Wir werden sehr freundlich empfangen, die gemütlichen Zimmer sind schnell bezogen, und wir erhalten gleich noch einige wertvolle Tipps vom Hotelier Herrn Mengeler, wo es gut zum Abendessen gibt. 10 Minuten später erscheint auch Markus mit seiner BMW GS1100 aus Solingen.

  

Michael war leider krank geworden, Harry hatte seine neue Pan nicht mehr rechtzeitig ausgeliefert bekommen. So starten wir nun zu dritt - ach ja, ich (Gerhard)

 

per YZF 1000R (Thunderace) habe mich noch nicht vorgestellt - zu unserer Tour, die, wie sollte es anders sein, mit einem gemeinsamen Abendessen im "Bären" bei Badischer Kartoffelsuppe mit Räucherlachs, Brotauflauf mit Lauch und Speckstreifen nebst verbalem Erfahrungsaustausch beginnt.

Samstag, 01. März

Wir verlassen die Bischofslinde nach einem ausgiebigen Frühstück vom Buffet, begleitet von den guten Wünschen unseres Hausherrn Richtung Autobahn Basel. In der Nacht hatte es geregnet, die Straßen sind noch feucht und die Wolken halten derzeit noch dicht. Nach 1,5 Stunden Fahrt, bereits auf französischer Seite, tanken wir auf und ziehen gezwungenermaßen die Regenkombi über. Auf der AB kommen wir zügig voran, denn wir wollen dem nasskalten Norden so schnell wie möglich den Rücken kehren. Einzelne kurze Schauer wechseln nun mit sonnigen Abschnitten. Kombi aus, Kombi an, Kombi aus - wird das nicht nervig? Regelmäßige Tankstopps mit Käffchen zur Entspannung alle 250km bringen uns Lyon näher. Wir essen zu Mittag bei einem Italiener nördlich von Lyon, suchen danach die Auffahrt auf die AB, indem wir mehrfach die gleiche Strecke hin und herfahren. Die verflixte Auffahrt muss da doch irgendwo sein? Endlich finden wir die richtige - und zwar jene in südlicher Richtung. So landen wir kurze Zeit später in Lyon, wo es zur Abwechslung mal wieder regnet.

   

 Das GPS versucht uns entgegen zweier Einbahnstraßen zu schicken, was spätestens durch die entgegenkommenden Flics abrupt gebremst wird. Nach einigem Gekurve durch enge steile Gässchen finden wir den Weg aus Lyon hinaus. Inzwischen mehr als 700km Tagesetappe lassen uns unsere Rücken spüren, dazu der wieder einsetzende Regen, da fällt die Entscheidung leicht, bereits am Stadtrand von Clermont-Ferrand eine Unterkunft für die Nacht zu suchen. Da wir nur noch möglichst schnell etwas essen, danach den Rücken lang machen wollen, bietet das Formule1, ein Hotel mit dem Flair einer Jugendherberge, voll automatisierten Nasszellen, Essen vom Grill eine preisgünstige Gelegenheit. Die Qualität? Na ja, es ist ja nur für eine kurze Nacht.

Sonntag, 2. März

Noch 5 Minuten vor dem petit déjeuner war der Himmel blau. In Blitzesschnelle hat er sich zugezogen und es gießt in Strömen. Wir ändern unseren Entschluss, in einer Brasserie zu frühstücken, bleiben im Formule1, nehmen mit dem kargen Angebot Vorlieb und warten ab, bis der Petrus seine Hähne schließt. Vorsichtshalber gleich mit übergezogener Regenkombi düsen wir los. Man kann ja nicht wissen ... Markus gibt bei einer kurzen Rast zu bedenken, dass wir angesichts nasser Straßen doch recht "sportlich" unterwegs seien. Nach einem Exkurs über einen 1100m hohen Pass mit einem Schneetreiben, das die Visiere schlagartig undurchsichtig werden lässt, nehmen wir bis nach Egleton die Autobahn, rasten dort bei Kaffee und einem nachgeschobenen Salat zum kargen Frühstück des Formule1. Inzwischen hat der aufgefrischte Wind die Wolkenschicht zerfetzt und die Regenkombi weicht in die Rolle. Wir ändern die Route. Weg von der Autobahn, zurück gen Süden, um auf der vorausgeplanten Route entlang der Dordogne endlich die Kurven satt zu genießen.

  

Malerische Dörfer, deren Häuser alle in Natursteinen erbaut sind, säumen unseren Weg. Bereits am Abend des Samstag hatte Horsts K ein Blitzlichtgewitter mit ihren Scheinwerfern veranstaltet. Der Defekt, der anfangs in einem Wackelkontakt vermutet wurde, konzentriert sich nun auf den Anlasser. Horst muss immer wieder anschieben, weil das Teil streikt. Wann immer möglich, sucht Horst Parkplätze mit Hangabtrieb *grins*.
Fotostopps, bei denen der Motor ruht, versorgen so Horst immer wieder mit sportlicher Betätigung.



Die Wolken ziehen sich zurück, die Sonne strahlt und es wird richtig angenehm warm. Wir spüren deutlich, dass wir in den Süden kommen, freuen uns über abtrocknende Straßen und die im satten grün erstrahlende Landschaft. Welch ein Kontrast zum Fürther Umland, in welchem noch eine dichte weiße Decke die Erde schlafen ließ. Nach einer extra Runde über die Serpentinen der Berge rund um einen Dordognestaudamm

 

erreichen wir spät am Nachmittag Rocamadour, das in den Fels gebaute Dorf. 

 

Leider haben die meisten Cafés und Restaurants noch geschlossen. Die Saison beginnt hier erst im April und mit uns drei einsamen Motorradfahrern wittert wohl keiner das große Geschäft. Eine steile, schmale Straße führt ins Tal und südwestlich aus diesem hinaus. Eine dicke Wolke bricht auf und verschafft uns den ersten Regenguss dieses Tages, den wir allerdings größtenteils unter dem Schutz einer Autobahnbrücke abwarten. Wir verzichten angesichts weiterer drohender Wolken auf weitere Kurvenfahrten und programmieren das GPS auf den kürzesten Weg nach Sarlat, wo wir uns im Hotel vor weiteren Regengüssen in Sicherheit wiegen wollen. Um 17:30 Uhr landen wir in unserem Stützpunkthotel "les Récollettes", das extrem verkehrsberuhigt inmitten der malerischen Altstadt liegt. Nur über ein 1,50m breites, steil über Natursteinpflaster nach oben führendes Gässchen, durch das kein Auto passt, erreichen wir den Eingang mit unseren Motos. 

 

Gedanken, wie wir wieder herunter kommen, wollen wir uns erst am nächsten Morgen machen ... Der Blick aus dem Fenster des Hotels über die Altstadt ...

 

und unser Frühstücksgewölbe.



Eingang zum Hotel, durch diese Gassen passen keine Autos, nur unsere Motos.

Hier gab es dann Abendessen ...



... wohlverdient nach den Anstrengungen des Tages.

 

Markus ist sich zwar seiner Stattlichkeit von 205cm Körpergröße durchaus bewusst. Wir fragen uns jedoch, was wohl ein Ritter des Mittelalters angesichts eines Gegners von Markus´ Statur gedacht haben würde. Die Rüstung stand im Original in einem der Lokale. Wohlgemerkt,
 

Markus steht mit den Füßen auf gleicher Höhe wie die Rüstung!!!
3 Zimmerchen, klein aber fein, mit französischen Betten, groß genug auch für Markus(?) erklimmen wir über eine enge steile Treppe. Die heiße Dusche ist eine Wohltat.

Montag, 3. März

Frühstück im mittelalterlichen Gewölbe, das sog. petit déjeuner ist nicht sehr reichhaltig - einige Stücke Baguettes, ein paar Gramm Butter, Marmelade aus den bekannten Plastikdöschen, Milchkaffee und ein Croissant - aber es schmeckt trotzdem. Für den heutigen Tag haben wir nur eine kurze Strecke von 123km geplant, dafür aber eine Reihe von Besichtigungen wie die Höhle von Lascaux, das prähistorische Museum, Domme. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt ...
Horsts BMW streikt wieder und wir fragen bei diversen Händlern nach einem Multimeter, um den Defekt in der Elektrik zu lokalisieren. In einem Baumarkt werden wir fündig und Horst zerlegt das Cockpit.

 

Es kostet Zeit, hilft aber nicht weiter.
Markus telefoniert derweil mit dem BMW-Notdienst in Deutschland - einer angeblich sehr hilfreichen Institution für Notfälle. Man verspricht zurückzurufen. Nach einer halben Stunde immer noch kein Rückruf von BMW, also rufen wir nochmals an und fragen wo der Rückruf bleibt. Der Mann, der mit Markus gesprochen hatte, war wohl zum Vespern gegangen, eine Notiz ist nicht zu finden. Also fragen wir nach der nächsten BMW-Werkstatt in der nächsten Umgebung von Sarlat. BMW: "Sarlat", wo ist das? Was ist die nächstgrößere Stadt? Paris?
Nachdem wir erklären, dass Sarlat eigentlich bereits eine größere Stadt sei, herrscht eine gewisse Ratlosigkeit am anderen Ende der Leitung. Der Mann hat keinerlei Ahnung von der Geographie Frankreichs. Nun gut, ich lasse mir eine Liste von Städten vorlesen, in denen sich BMW-Werkstätten befinden und stelle fest, dass sich die nächste im 32km entfernten Brive befindet. Wir lassen uns die genaue Adresse geben und beschließen hinzufahren. Ca. 40 Minuten auf kurvenreicher, trockener Straße werden zum Vergnügen bis wir in deutlich gedämpfter Stimmung vor der Werkstatt stehen: "Montags geschlossen". Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle dem BMW-Notdienst, der natürlich keine Ahnung von den Öffnungszeiten seiner Werkstätten hat. Wir kehren in einem Restaurant ein und genießen, um unsere Stimmung wieder aufzumöbeln, ein feudales Menü aus Gemüsesuppe, Blätterteigpastete mit Scampis, 2 Fischfilets mit div. Gemüse und Salaten, Käseplatte und glacierter Karamelcreme zum Nachtisch. Irgendwie muss man sich doch schadlos halten oder etwa nicht? Wie auf Verabredung hat während der Nachspeise der Himmel seine Pforten geöffnet. Das soll uns nicht weiter stören, denn wir wollen schließlich die Höhle von Lascaux besichtigen und da drinnen wird´s schon nicht regnen. Auf nach Montignac ins Verkehrsbüro. Dort soll es die Eintrittskarten geben, wie mir meine Kollegin Brigitte verraten hatte. Nein, die Eintrittskarten gibt es im Verkehrsbüro nicht mehr, im Sommer gäbe es jetzt im Ort an einer anderen Stelle eine eigene Verkaufsstelle, jetzt aber, im März, gibt es die Eintrittskarten direkt an der Höhle. Da bräuchten wir aber heute nicht erst hinzufahren, denn auch die Höhle habe am Montag geschlossen. Inzwischen regnet es draußen nicht mehr - es gießt in Strömen! Ich habe meine Regenkombi im Hotelzimmer liegen, wo sie schließlich auch hingehört. Markus ruft mal wieder bei BMW an, wir wollen uns einen Stromlaufplan für die K durchfaxen lassen. Auch die freundliche Dame im Verkehrsbüro versucht, eine am Montag geöffnete BMW-Werkstatt herauszufinden - vergeblich! Schließlich telefoniert Markus mit einem Freund in Deutschland und lässt sich die Telefonnummer von Horsts BMW-Werkstatt in Nürnberg heraussuchen. Bingo, trotz Rosenmontag in Deutschland geht der Meister noch ans Telefon: "Ja ja, den Fehler kennen wir, das sind die Kohlen vom Anlasser, abgenutzt, verschmiert. Schieben Sie die Maschine mit eingelegtem Gang etwas vor und zurück, dann bekommt er Kontakt und Sie können starten!" Tatsächlich, das Rezept ist erfolgreich  ...
Doch das Fahrlicht will immer noch nicht, was besonders bei Dunkelheit nicht das gelbe vom Ei ist. Horst bastelt und überbrückt mit einem Stück Kabel den Anlasser, auch eine fliegende Sicherung als "Schalter" baut er ein. So brennt wenigstens das Licht. Die K muss trotzdem immer wieder angeschoben werden, da die Kohlen endgültig ihren Dienst versagen. Da der Regen nicht nachlässt, entscheide ich mich für die größte, breiteste Straße zurück nach Sarlat.  Fullspeed und die Stretcheinsätze der Alne-Kombi lassen das Wasser bis auf die Haut durchsickern ... Markus hat zwar seine Regenkombi dabei, doch aus Solidarität zu mir verzichtet er darauf, sie anzulegen. 20 Minuten heiß duschen wärmen den Körper wieder auf. Heute wissen wir was die gefühlte Temperatur nach Windchill besagt. Eine Runde Ratzen im Bett und Horst klopft an der Türe: "Was wird mit Abendessen in der Altstadt?" 

 

3 der Lokale haben, wie nicht mehr anders erwartet, Montags geschlossen. Ich teste Foi de Gras - schmeckt prima - an die armen Viecher will ich in diesem Augenblick nicht denken - dazu ein paar Gläschen guten Rotweins tun ihr Übriges.

Dienstag, 4. März

8:00 Uhr Frühstück. Es ist bedeckt aber trocken. Über St. Nathalène streben wir zügigst nach Montignac. Um 10:00 Uhr macht die Höhle auf und da wollen wir heute die ersten sein. Einige verschreckte Farmiers wundern sich über die 3 Ungetüme, die da durch die engen Kurven jagen. Hoffentlich wird die Milch der Kühe auf der Weide nicht sauer *fg*. Wir sind überpünktlich, kaufen die Eintrittskarten und sind doch erst die zweite Gruppe, weil uns eine Schulklasse zuvor kommt. Die Führung ist nur in französischer Sprache, der Führer spricht sehr schnell und ich frage mich, was wohl Markus und Horst davon verstanden haben, denn auch ich habe reichlich Probleme dem sprachlichen Erguss zu folgen. Die Felsmalereien sind eindrucksvoll und zur Not auch ohne Verständnis der Sprache den Besuch der Höhle wert. Petrus hat den Wolken dichte Windeln verpasst. Wir reiten unsere Pferde weiter zum Roque St. Christophe. Hier sind zumindest die Aushöhlungen zu bewundern, in welche die Menschen vor 18000 Jahren hölzerne Aufstiegshilfen und Bewehrungen befestigt hatten. Einige Nachbildungen versuchen, dem Besucher einen Eindruck zu vermitteln.




Ganz in der Nähe ein uriges Dorf mit kleinen Häuschen, idyllischem Landleben

 

und den berufsmäßigen Herstellern der Foi de Gras ...



Sogar ein Schlösschen gibt´s - leider jedoch hinter Mauern unzugänglich.



Natürlich kehren wir ein und erfreuen uns an einem schmackhaften 4 Gänge-Menü für 11,50 Euro




Lecker war´s! Nun aber zum prähistorischen Museum. Ein paar Kilometer die Vezère entlang und wir stehen sprachlos vor verschlossenen Pforten: "Dienstags geschlossen". Die anderen fragen mich, ob ich denn die Besichtigungen so ausgewählt hätte, dass wir ausgerechnet immer an der Ruhetagen ankommen würden. Nein, das habe ich natürlich nicht. Es liegt vielmehr an der ausgesprochenen Nebensaison oder noch nicht einmal dieser. Es sind praktisch keine Touristen da und man macht sich vielerorts das Leben leicht und schließt einfach erst gar nicht auf. Dafür können wir uns auch nicht über Staus auf den Straßen beschweren. Ganz im Gegenteil: oft begegnen wir auf den Nebenstrecken tatsächlich für 30 bis 40 Minuten keinem einzigen Auto. Wir haben die grandiose Landschaft ganz für uns alleine ...

 

Die folgende geplante Route ist zunächst fast nicht zu finden: Eine unscheinbare Abzweigung an einem leeren Campingplatz vorbei. Dann folgt eine geniale, vom Straßenbelag einwandfreie, griffige, trockene, völlig autofreie, von Dörfern nicht unterbrochene, 3m breite, Geraden vermissen lassende - 40 Minuten Tangostrecke Richtung Sarlat. Das Grinsen in den Gesichtern von uns allen anlässlich der kurzen aber danach notwendigen Rast spricht Bände. Wir sind uns einig: Solch eine Strecke hatten wir vorher noch nie erlebt - noch nicht einmal in den Alpen.

Schon frühzeitig zurück in Sarlat, nutze ich die Zeit für eine Besichtigung der Kathedrale und der Altstadt. Auch einige Einkäufe werden getätigt.


 

Markus wirft seinen Laptop an, Horst bastelt an seiner K, ich habe meine Fotosession, den Abend verbringe ich mit Horst in einer Brasserie bei einer Tartine Foi de Gras (superlecker) und 1 1/2 Liter Bergerac.

Mittwoch, 5. März

8:00 Uhr Frühstück. 8:30 Uhr fahren wir bei noch neblig verhangener Landschaft auf holpriger kleiner Straße Richtung La Bugue. Die Ace ist noch kalt und bockig, das Visier beschlägt durch den Nebel dauernd von außen, sodass ich fast nichts erkennen kann (Blindflug) die Fahrt gleicht einem Ritt auf einem Rodeopferd. La Bugue selbst ist enttäuschend, ich hatte mir mehr von dem Ort versprochen (bzw. der Dumont Reiseführer). Nach einer kurzen Besichtigungsrundfahrt kehren wir um und schlagen die Richtung nach Belves ein. Der Straßenbelag ist nun glatt und die inzwischen aufsteigende Sonne gewinnt an Kraft, saugt die Nebelschleier in luftige Höhen und lässt die Landschaft wie aus der Taufe gehoben erscheinen. Belves liegt malerisch auf dem Gipfel eines kegelförmigen Berges.



Wir tanken und suchen vergeblich nach einem geöffneten Café. Fündig werden wir erst etwas später in Cazals. Die Ace bekommt eine Kettenspraybehandlung - der Regen der letzten Tage lässt die Ringe glänzen. Service für die Ace? Nicht nur - Für uns selbst kaufen wir Würste, Butter, ein frisches Baguette und Getränke ein, suchen nach einem geeigneten Plätzchen für die Verzehrpause in der sich unter strahlendem Sonnenschein rasch erwärmenden Hügellandschaft.



21°C zeigt das Thermometer als wir in Cahors in das Tal des Lot einfahren. Der Fluss hat sich in tiefen Schluchten in den Kalkfels eingegraben, die sehr engen kurvigen Straßen sind oft in Überhängen in den Stein gehauen. Eingeklemmt auf der einen Seite von den senkrecht aufragenden Felsen, auf der anderen Seite vom Fluss und dessen stark gewundenem Lauf, schlängeln wir uns durch das malerisch warm wirkende Tal. Serpentinen folgen und die Route windet sich in schwindelerregenden Kurven hoch über den Fluss, gewährt herrliche Ausblicke.



Beim Wechsel ins Tal des Célé geht uns Horst verloren. Eine Hummel, die die Sonne wohl zu einem Rundflug verlockte, hatte sich hinter sein Visier verirrt und ließ ihn in die Eisen greifen.



Markus und ich suchen eine halbe Stunde, dann meldet sich Horst auf meinem Handy und gibt uns seinen Standort in Corn durch.



8km später treffen wir ihn wieder und tanzen gemeinsam einen Quickstep über griffigen Untergrund durch das fast menschen- und autofreie Célétal. 

 

Immer wieder einmal unterbrochen von Rasten, um Horsts Sucht nach Qualm zu stillen und natürlich um die Eindrücke der grandiosen Flusslandschaft auf uns einwirken zu lassen. Sogar ein ganzer Bach quillt an einer Stelle aus dem Fels, um sofort einen Teil seiner Energie einem Mühlrad zu spenden.



Südlich Orniac verlassen wir auf winziger schmaler Straße das Célétal in nördlicher Richtung. Kurven bietet die Straße im Überfluss, leider hat man es mit Split sehr gut gemeint. Auf 25km ist unser Spaß deutlich gebremst.

 

Ein Tankstopp wird notwendig, die Dunkelheit beginnt sich unser zu bemächtigen, weshalb wir auf "gelber" Straße  den kurzen Weg zurück nach Sarlat einschlagen.



Man glaubt fast das Zischen zu hören, als wir die Motorräder abgestellt hatten und unseren ersten Durst mit ein paar Bierchen an einer Straßenbar stillen. Genüsslich lassen wir unseren letzten Abend in Sarlat bei einem Menü, begleitet von rotem Cahorswein ausklingen. Morgen soll uns Bordeaux und das Cap Ferret sehen. Als wir das Restaurant verlassen, regnet es nach einem sonst wunderschönen, warmen Sonnentag. Ein schlechtes Ohmen für den morgigen Donnerstag?

Donnerstag, 6. März

Eine graue Wolkendecke und Nebelschwaden in den Bergen um Sarlat verheißen zunächst nichts Gutes für den Tag. Auf das Schlimmste gefasst, starte ich mit angezogener Regenkombi. Noch halten die Wolken ihre Fracht dicht, aber ich vermute, nicht mehr für lange. Meine Reifen sind runter bis auf den Steg. Die knapp 200km bis Bordeaux werden sie wohl noch reichen, dort will ich mich nach neuen Sohlen für die Ace umsehen. Wir wählen größere Staatsstraßen, da wir bis Mittag in Bordeaux sein wollen. Allen schlimmen Erwartungen zum Trotz vertreibt ein kräftiger Wind, der vom Atlantik in das Landesinnere hinein bläst, die Regenwolken. Nur noch riesige weiße Wolkenschiffe segeln über das blaue Firmament. Die Regenkombi kann während einer Kaffeepause bei (igitt) MacDonalds in die Gepäckrolle wandern, sie wird für den gesamten Rest der Tour nicht mehr gebraucht. Kurz vor 12 Uhr landen wir in Bordeaux, finden einen Yamaha-Händler und einen Harley-Händler. Bei Yam haben sie nur Dunlop, bei Harley nur Avon. Nutzt nicht viel, ich bestehe auf meinen BT010ern. Vom Harley-Händler erhalten wir den Tipp, zu einem nur wenige hundert Meter entfernten Moto-Shop "Dafys-Moto". Nix wie hin also: Mittagspause bis 14:00 - geschlossen. Was soll´s wir besichtigen - von außen - eine Kreuzer, der am Kai der Gironde vor Anker liegt und kehren in einem Straßenrestaurant an der Flaniermeile zu einem Mittagsmenü ein. Irgendwie müssen wir die Zeit bis 14:00 Uhr sinnvoll nutzen *g*.


Die Sonne lacht, es ist richtig "heiß" 21 °C - sonnenbrandverdächtig bei azurblauem Dach - s.o.

Pünktlich um 14:00 stehen wir bei Dafys auf der Matte. Man ist dort sehr kompetent, die Werkstatt bestens ausgestattet und nach einer Stunde freut sich meine Ace über neue Sohlen von BT und ... bei der Gelegenheit auch noch über neue Bremsbeläge für die beiden Scheiben vorne (ui ui ui waren die runter ...). Die Reifen erhalte ich ebenso wie die Montage zu einem in Deutschland nie zu unterbietenden supergünstigen Preis.
Das Cap Ferret ruft! In der Ebene sind die Straßen schnurgerade, wie mit dem Lineal gezogen. Was tun? Es gibt Speedlimits in France ... Wir gehen einmal davon aus, dass die pro Reifen gelten und versuchen, den Abstand zum Cap so schnell wie möglich zu verkürzen. Eine Tasse Kaffee, eine Tasse Tee am Belvedere zu sündhaften 3,50 Euro je Tasse und der Ausblick auf schäumende Kreuzseen verkürzen uns die Zeit.



Der Weg bis Blaye, wo wir eigentlich übernachten wollten, erscheint uns zu weit. Wir beschließen nach Norden zu fahren, bei Lacanau noch einmal an den Strand zu kurven, um das Versinken der Sonne im Meer zu beobachten und dann per Fähre über die Gironde nach Royan überzusetzen. Dem Sonnenuntergang zugucken klappt. Auch einige Windsurfer paddeln unerschrocken in den sicher noch eisigen Fluten.





Doch mit der Fähre haben wir Pech. Sie steht zwar am Kai, doch die nächste Abfahrt ist erst am nächsten Morgen um 7:15 Uhr. Puh, jetzt brauchen wir geschwind ein Hotel für die Nacht. Mein SP III leistet wertvolle Dienste. Er zeigt alle Hotels im Umkreis. Das nächste diesseits der Gironde bedeutet 27km zurück zu düsen. Inzwischen ist es stockdunkel und wir sind froh, tatsächlich Zimmer für die Nacht zu bekommen. Abendessen muss leider ausfallen, die Küche hat bereits geschlossen, einige französische Mikrobierchen (0,2 L/je Glas!) gegen den Durst gehen aber noch. Im Gegensatz zu den anderen beiden Zimmern war in meinem die Heizung aus. Ich zittere mich unter der Bettdecke warm, bis die Heizung wenigstens etwas Wärme in die Wände bringt. 

Freitag, 7. März

Die wolkenlose Nacht bringt einen Temperatursturz. Die Sitzbänke unserer Motorräder sind am nächsten Morgen um 6:30 Uhr mit leichtem Rauhreif überzogen. Frühstück fällt zu dieser Unzeit ebenso aus, wie Waschen und Duschen, weil die Hotelküche erst um 9:00 Uhr öffnet. Horst ist etwas später aus den Federn gekommen, ich mache auf Tempo. Hungrig "fliegen" wir mit 140 bis 160 km/h die 27km über die gewundene Landstraße nach Norden zur Fähre und erreichen sie pünktlich. Ein Mannschaftsmitglied erkennt uns von der letzten Nacht her wieder und begrüßt uns freudig. Während der 30-minütigen ruhigen Überfahrt nach Royan können wir mit heißem Milchkaffee und frischen Croissants wenigstens unseren schlimmsten Hunger stillen. Benzin muss in Royan in die Tanks. Markus braucht Geld vom Automaten - die Stadt schläft noch zu dieser früh morgentlichen Stunde.

Richtung Limoges geht es nun, in Matha ist Markt, was einen Halt gebietet, um dem bunten Treiben etwas zuzugucken. Neben allerlei frischem Meeresgetier (Shrimps in allen Variationen, Fische, Austern) gibt es Fleisch, Gemüse, Obst und Klamotten zu kaufen. Unsere Fingerspitzen sind ebenso kalt, wie die Zehen, ein heißer Kaffee soll Abhilfe schaffen.

 




Im Café studieren wir die Übersichtskarte Frankreichs und Markus, der ja zurück nach Solingen muss, beschließt, sich so bald wie möglich von uns zu trennen und über Paris nach Solingen abzukürzen. Bereits im ersten Kreisverkehr nach Matha ist es soweit und wir sind nur noch zu zweit. Markus trifft am Abend in Paris ein, verbringt dort noch den nächsten halben Tag mit einer kleinen Stadtbesichtigung und fährt dann nach Hause nach Solingen, wo er wohlbehalten eintrifft. Horst und ich nehmen die Strecke über Limoges unter die Reifen. Als die Nacht hereinbricht, haben wir ein erhebliches Stück unseres Heimweges geschafft. In Montceau suchen wir ein Hotel als Nachtquartier per GPS, doch es ist ausgebucht. Die freundliche Dame an der Reception telefoniert etwas herum und reserviert uns zwei Zimmer im 5km entfernten Plain de Joly bei Jaques Bonifaz. Ein Hotel alten Stils, aber fein. In den Betten droht Seekrankheit, so schwingt die Federung. Nach lukullischem Nachtmenü, natürlich wieder begleitet von vorzüglichen roten Traubentröpfchen schlafen wir erschöpft in den nächsten Morgen.

Samstag, 8. März

8:00 Uhr Frühstück, Horst studiert die Karte und hat mal wieder einige typische FBI-Strecken entdeckt. Gleich um die Ecke des Hotels treten wir um 8:30 in den engen Kurvenreigen ein. Die Geschwindigkeit hat aber nichts mit FBI zu tun. Will Horst mir beweisen, was in seiner K noch drinsteckt? Über Chalon und Dole geht es auf Staatsstraßen Richtung Muhlhouse. Nach Besancon gibt´s Mittagsmenü und Kartenstudium. Horst hat die Idee den Ballon d´Alsace "mitzunehmen" - liegt ja fast auf dem Weg und seit Tagen hat es nicht geregnet, also sollten die Straßen dort schnee- und eisfrei sein. Auf kleinsten Straßen, teils durch Baustellen (FBI-like) kämpfen wir uns dort hin. Endlich die Serpentinen auf den Ballon. Von Süden her sind sie trocken, bereiten uns viel Spaß bis auf einige Rutscher im oberen Teil, wo schattige Lagen leicht überfroren sind und zu reduziertem Fahren zwingen. Pause neben meterhohem Schnee ...



Angesichts der Temperaturen hier oben beginne ich zu frieren. Ich hätte doch lange Unterwäsche anziehen sollen ... Meine Sehnsucht nach Talfahrt wächst mit meiner Gänsehaut, so will ich mich auch nicht mehr bremsen lassen, als uns oben auf dem Sattel Skifahrer und Snowboarder von der Piste entgegenkommen. Skilift ist in Betrieb - wir haben aber keinen Bedarf. Die Talfahrt nach Osten wird durch eine dicke Rollsplittauflage jäh gebremst. Das letzte Stück nach Freiburg nehmen wir die Autobahn. Gegen 18:00 Uhr werden wir in der Bischofslinde herzlich "wieder" in Empfang genommen. Per Straßenbahn gondeln wir in die Innenstadt, testen das dunkle Hausgebräu im "Martin´s Bräu" bei deftig, üppiger Grillhaxe.

 

 

Sonntag, 9. März

Dieser Tag war als letzte Etappe ursprünglich auf der Autobahn geplant. Wir ändern den Entschluss und nutzen die Bundesstraße von Freiburg durch den Schwarzwald am Titisee vorbei ins Donautal. Wir folgen dem Flusslauf über Sigmaringen, steuern Blaubeuren an, umgehen Ulm in einer Nordschleife und kehren am Nachmittag durch das Nördlinger Ries nach Fürth zurück. 4180km haben wir zurückgelegt, sehr viel gesehen, sehr viel erlebt und sind unfallfrei zurückgekehrt.