Der Asteroid
(99942) Apophis
wurde nach dem ägyptischen
„Gott des Chaos“ benannt.
Er
kommt der
Erde in den kommenden Jahrzehnten
drei Mal sehr nah - doch bisher ging man davon aus, dass
kein
Asteroideneinschlag möglich ist.
Das hat sich nun geändert.
Man befürchtete, dass der
Asteroid Apophis
für Chaos auf der Erde sorgen könnte. Berechnungen hatten ergeben, dass
der Asteroid
mit einer Wahrscheinlichkeit von 2,7 Prozent im Jahr 2029
mit der Erde kollidiert.
Die Flugbahn (Orbit) von Asteroid Apophis hat sich verändert - Droht nun
der Asteroideneinschlag 2068?
Nach Berechnungen konnten Astronomen zunächst eine Kollision des
Asteroiden mit der Erde im Jahr 2029 ausschließen, auch ein Einschlag auf
der Erde im Jahr 2036 oder 2068 wurde etwas später ausgeschlossen. Doch
nun melden sich Forschende um den Astronomen Dave Tholen von der
Universität von Hawaii zu Wort, die den Asteroiden Apophis 2004 entdeckt
haben. Das Team hat Apophis an drei Nächten im Januar und einer Nacht im
März 2020 erneut beobachtet und dabei etwas Überraschendes festgestellt:
Der Asteroid befindet sich nicht mehr exakt dort, wo man erwartet hatte,
ihn zu finden.
„Unsere Beobachtungen zeigen, dass der
Asteroid
von seinem rein gravitativen Orbit wegdriftet“, erklärt Tholen in
einer
Mitteilung der Universität von Hawaii.
Um etwa 170 Meter pro Jahr verschiebt sich die Bahn von
Asteroid Apophis
nach Angaben der Forschenden. „Das ist genug, um das Einschlagszenario für
2068 weiter im Spiel zu halten“, betont Tholen weiter.
Schuld
ist die Wärme der Sonne
Hinter der
Bahnänderung des Asteroiden steckt der sogenannte
„Jarkowski-Effekt“: Der Asteroid wird von der Sonne ungleichmäßig
bestrahlt und dadurch ungleichmäßig erwärmt. Diese Wärme gibt der Asteroid
Apophis wieder ans Weltall ab - und wird dadurch leicht beschleunigt. Bei
Apophis macht dieser Effekt offenbar 170 Meter im Jahr aus - und die
könnten entscheidend sein, dass man im Jahr 2068 einen
Asteroiden-Einschlag befürchten muss.
Apophis kommt der Erde bereits in einigen Jahren sehr nahe: Am 13. April
2029 kommt Apophis näher an die Oberfläche der Erde heran als
geostationäre Satelliten, die sich in einer Höhe von etwa 36.000
Kilometern befinden. Bis auf etwa 31.000 Kilometer wird sich der Asteroid
Apophis der Erde nähern und dabei eine Geschwindigkeit von etwa 25.000
Kilometern pro Stunde haben. Er kann dann mit bloßem Auge gesehen werden -
stellt jedoch keine Gefahr für die Erde oder die Satelliten dar. „Wir
wissen seit einiger Zeit, dass ein Einschlag auf der Erde 2029 nicht
möglich ist“, beruhigt Tholen, der Apophis seit 2004 genau beobachtet.
Das 25 Millionen Tonnen schwere und rund 370 Meter (Durchmesser) große
Geschoss wird die Erde um etwa 30.000 Kilometer verfehlen. Für einen
kurzen Moment wird es dem Planeten näher sein als die Fernsehsatelliten im
geostationären Orbit.
Träfe der Brocken die Erde, würde er dank seiner Geschwindigkeit von etwa
45.000 Kilometern pro Stunde die Sprengkraft von 65.000 Hiroshima-Bomben
entwickeln. Doch "Apophis" wird seinem Namen - dem des ägyptischen Gottes
der Finsternis und Zerstörung - nach bisherigen Berechnungen
wahrscheinlich nicht gerecht werden, zumindest nicht im Jahr 2029.
Nach den Berechnungen des Teams um Tholen dürfte die Forschung den
Asteroiden Apophis bei seinem Vorbeiflug 2029 nun noch genauer beobachten.
Denn auch der Vorbeiflug ist nicht ganz ohne: „Wir wissen, dass die nahe
Begegnung mit der Erde den Kurs von Asteroid Apophis verändern wird“,
erklärte der Astronom Davide Farnocchia vom Center für die Erforschung von
erdnahen Objekten (CNEOS) vor einiger Zeit.
Es
besteht eine Chance, dass "Apophis" bei seinem Vorbeiflug durch ein
kleines, nur 600 Meter breites "Schlüsselloch" fliegt, wie Wissenschaftler
der Nasa glauben. In diesem Fall würde die Anziehungskraft der Erde die
Bahn des Asteroiden so verändern, dass er auf den Tag genau sieben Jahre
später - am
Ein Peilsender oder ein Spiegel auf der Oberfläche von "Apophis" würde
eine viel präzisere Vermessung seiner Flugbahn ermöglichen. Auf diese
Weise könne man ausschließen, dass der Asteroid im Jahr 2036 zu einer
Gefahr wird - oder aber eine Rettungsmission starten, falls "Apophis"
tatsächlich auf Kollisionskurs mit der Erde sein sollte.
Vor allem wüsste man dann früh genug, woran man wäre. Zeit ist einer der
wichtigsten Faktoren, wenn ein Asteroid nennenswert vom Kurs abgebracht
werden soll: Die technischen Möglichkeiten, auch die des Jahres 2036,
dürften kaum ausreichen, die Flugbahn eines größeren Asteroiden dramatisch
zu verändern. Die einzige Möglichkeit besteht darin, dem Brocken viele
Jahre vor der gefährlichen Annäherung einen kleinen Schubs zu geben.
Entsprechend frühzeitig müsste eine solche Mission geplant werden.
Filigranes Ablenkungsmanöver
Das Praktische an "99942 Apophis" ist, dass man ihn nicht von einem
direkten Treffer auf der Erde (Durchmesser: 12.750 Kilometer), sondern nur
vom Durchfliegen des Gravitations-Schlüssellochs (Durchmesser: 600 Meter)
abbringen muss. "Unsere Analysen zeigen, dass sich die Position von '99942
Apophis' um 25 Kilometer verschieben würde, wenn man drei Jahre zuvor
seine Fluggeschwindigkeit um einen Zehntelmillimeter pro Sekunde verändern
würde", sagte Don Yeomans, Manager des Near-Earth Object Program der Nasa.
"Das würde den Asteroiden aus dem Schlüsselloch herausbefördern."
Lediglich ein etwa 1000 Kilogramm schweres Geschoss müsse man dafür auf
den Asteroiden fallen lassen. Die notwendige Technologie existiert
bereits: Die "Deep Impact"-Sonde und ihr Projektil, das im Juli 2005 auf
dem Kometen "Tempel 1" einschlug, brachten laut Yeomans gemeinsam mehr als
eine Tonne auf die Waage.
Und das alles, um ein Risiko von 1 zu 45.000 auszuschalten? "Manche
Menschen tun sich schwer mit Risiken großer oder kleiner
Wahrscheinlichkeit", sagte Michael DeKay, der an der Carnegie Mellon
University über Risikowahrnehmung forscht, dem Magazin "Popular
Mechanics". Während die einen der Meinung seien, eine so geringe Gefahr
könne ignoriert werden, glaubten andere, dass angesichts der dramatischen
Folgen eines Asteroiden-Einschlags selbst ein winziges Risiko nicht
akzeptabel ist.
Letztere Meinung scheinen auch Organisationen zu vertreten, die der
Panikmache ansonsten eher unverdächtig sind. Die europäische
Raumfahrtbehörde Esa etwa hat mit "Don Quichotte" bereits eine
Anti-Asteroiden-Mission entworfen, die an die "Deep Impact"-Sonde der Nasa
erinnert. Die International Astronomical Union hat im Sommer eigens eine
Task Force für die Suche nach potentiell gefährlichen Asteroiden gegründet
- und rechnet mit beunruhigend vielen Funden.
Am
Aus diesem Grund hält Bruce Betts von der Planetary Society präzisere
Messungen mit Hilfe einer Markierung von "Apophis" für wichtig. "Wie genau
dies gemacht werden könnte, ist derzeit nicht bekannt", sagte Betts in San
Francisco.
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